Frankreich 2004

Anno 2004 starteten wir eine Reise an das Mittelmeer

Nur Bilder

Reisebericht:

Die Motorräder aufgerüstet und nix wie los waren wir in Nullkommanix schon in der Schweiz. Kaum hatten wir den ersten Supermarkt erblickt folgte schon die erste Rast auf dem Parkplatz. Das tat unserem Appetit aber keinen Abbruch, uns hat es trotzdem geschmeckt. Einige Schweizer schauten zwar etwas verdutzt, aber zurückhaltend wie sie nun mal sind kam kein Wort über Ihre Lippen.

Frisch gestärkt und die Motorräder voll getankt ging es bald weiter. Das Wetter spielte mit und so kamen wir recht zügig voran in Richtung Jura.
Auf dem Campingplatz am Lac de St. Point in der Nähe von Pontparlier übernachteten wir. Das Zelt war schnell aufgebaut und schon brutzelte ein leckeres Essen auf unserem Kocher. Leider spielte das Wetter nun nicht mehr mit, wir waren gezwungen noch eine Nacht zu bleiben. Gleichmäßiger Landregen hielt  unsere Laune auf dem Tiefpunkt. Einzig einige Mitcamper konnten uns kurzweilig unterhalten. So bekommt man schon mal tiefere Einblicke wie andere denn so reisen.
Ein Auto mit proppevollem Kofferraum und nur einem Passagier erweckte unsere Aufmerksamkeit. Der junge Mann hatte seine komplette Verpflegung für seinen ganzen Urlaub in seinem Kofferraum fein
säuberlich einsortiert. Wir waren einfach nur noch sprachlos. Die kleine Käserei am Ort war eine kulinarische Versuchung und schnell hatten wir für ein paar Euro einige Stücke leckeren Käse und Rotwein erstanden.
Das Abendessen nahmen wir in einem kleinen Hotel gegenüber ein. Schmackhaft und auch nicht so teuer speisten wir und bald schlummerten wir eingelullt vom immer noch gleichmäßigen leisen Trommeln auf unserem Zelt ein.
Der Regen hatte auch was für sich. Schließlich frühstückt man nicht alle Tage zwischen Toilette und Dusche . Allerdings der einzige überdachte Platz auf dem Camping.
Schließlich hatte der Regen ein Einsehen und wir fuhren weiter Richtung Französische Alpen.

Über einige traumhafte Pässe fuhren wir und kamen schließlich nach le Bourg d’Orsans unterhalb von l’Alpe-d’Huez. Die Rennradfahrer, die wir unterwegs zuhauf trafen, waren wohl alle beseelt von der letzten Tour de France . Nur so ist es zu erklären wie sich diese frühmorgens schon einsam und verbissen die Berge hoch kämpften. Da kann ich nur sagen: Respekt!
Ein wunderschön gelegener Campingplatz war auch vorhanden, so war die nächste Übernachtung gesichert.
Der Platz war fast leer, kein Wunder in der Nachsaison. In der Nacht wurde es dann auch empfindlich kühl (Anja O-Ton:saukalt) und unsere Sommerschlafsäcke konnten uns kaum wärmen.

Am nächsten Morgen wurden wir von der Sonne geweckt. Die Nebelbänke die sich hartnäckig an den wunderschön gezeichneten steilen Bergwänden hielten, wurden nach und nach von der Sonne aufgelöst, und uns erwartete ein strahlend schöner Tag.
Den Raureif auf unseren Motorrädern ignorierten wir erst einmal und nahmen ein leckeres Frühstück mit frischem Baguette und Nutella zu uns.
Natürlich wollten wir auch einige der umliegenden Pässe befahren und schon bald waren wir unterwegs um die wunderschöne Natur um uns herum zu genießen.

Einige Kilometer spulten wir rund um l’Alpe-d’Huez ab und konnten uns kaum sattsehen an den gewaltigen Bergen die mit immer neuen und noch schöneren Ausblicken uns erfreuten. Teilweise waren die kleinen Straßen eine Tortur für uns und unsere Motorräder. Der Weg nach la Berade auf 1750 Meter war dann auch nicht zu verachten. Eine Reiseenduro hätte hier mehr Spaß gebracht. Aber wir haben Urlaub und so fährt man eben entsprechend gemütlich durch die Gegend.

Nach einer Steinofenpizza und einer Flasche Rotwein am Abend ging es am nächsten Tag ausgeruht weiter auf unserem Weg Richtung Mittelmeer. Einige streunende Hunde hatten wohl Todessehnsucht den sie liefen schnurstracks vor die Motorräder. Gott sei Dank ist den Hunden und uns nichts geschehen aber wir waren gewarnt und auf der Hut.
Die Seealpen rufen und da wir diese Gegend noch nicht bereist haben ist die Spannung groß. Was uns dort wohl erwartet ?

Unterwegs durch die Seealpen zum Mittelmeer findet man immer wieder schöne Motive die einfach fotografiert werden wollen.
Besonders der Übergang von den steilen Bergen hin zum Rhonetal hat uns fasziniert. Weite Ausblicke zum Teil über das Rhonetal hinaus begeisterten uns immer wieder. Ein ums andere mal hielten wir an und hielten diese Eindrücke fest.

Kleine Bergdörfer mit pittoresken Marktplätzen luden uns zum verweilen ein. Ein Wurst und Gemüsemarkt mit einheimischen Produkten gab dann den Ausschlag.
Wir hielten an und kauften Brot und Wurst und Käse und verspeisten alles genüsslich auf einer Bank.

Die Temperaturen stiegen mit jedem Meter den wir dem Mittelmeer näher kamen. Und schon bald wurde es uns in unseren Motorradanzügen recht warm. Nach der Kälte in den Alpen war es eine Wohltat die Sonne zu genießen und bei Bilderbuchwetter nahmen wir die letzten Kilometer unter die Räder um endlich das Meer zu erreichen.

Hurra, geschafft! Nach einigen schweißtreibenden Verkehrsstaus fanden wir einen Campingplatz direkt am Meer. Genau gegenüber in der Bucht das legendäre St. Tropez.
Ein Platz im Schatten war auch schnell gefunden, allerdings raubte uns die nahe Hauptverkehrstrasse die Nachtruhe. Gut, dann suchen wir eben einen Platz näher am Meer dachten wir uns, und tatsächlich sollte mittags ein schöner Platz frei werden. Diesen reservierten wir uns sogleich, um am Abend umzuziehen. Froh gelaunt unternahmen wir eine Fahrt in das nahe gelegene St. Tropez.

Staunend ob der gewaltigen Yachten die im Hafen lagen durchstreiften wir den kleinen Ort. Leider hat hier wohl schon vor Jahren der Massentourismus seine tiefen Narben hinterlassen und so blieb uns nur der Hafen mit seiner schönen Aussicht auf die Bucht um etwas
zu relaxen. Unschön auch die Touristen, die lauernd vor den Yachten am Kai stehen, um eventuell ein Bild von einem Promi zu schießen.

Am Ende fanden wir doch noch einige schöne Ecken die es Wert waren festgehalten zu werden. Die engen verwinkelten Gassen hinterlassen bei uns einen kleinen Eindruck wie dieses kleine Fischerdorf wohl vor der Entdeckung durch die High Society ausgesehen hat.
Schade nur das diese romantische Stimmung immer wieder durch Nobelboutiquen mit davor rauchenden Verkäuferrinnen gestört wird.
Einzig die Boule spielenden Einheimischen schien das nicht zu stören. Lautstark diskutierend wurden die Stahlkugeln auf dem Marktplatz hin und hergeworfen. Uns war es eine Freude diesen Menschen bei Ihrem Jahrhunderte altem Spiel zuzuschauen.
Zurück auf dem Camping eine unschöne Überraschung. Ein Franzose mit seinem Wohnmobil hatte sich auf unseren reservierten Platz gestellt. Nach Rückfrage bei der Rezeption hatte sich das Problem aber schnell erledigt und wir konnten unseren schönen Platz beziehen.

Das sollte sich im Laufe der nächsten Woche als absoluter Glückstreffer herausstellen. Unsere Nachbarn entpuppten sich als ein englisches Ehepaar deren Herzensgüte und Fürsorge keine Grenzen kannte. Egal ob wir hungrig , durstig oder sonst ein Anliegen vorbrachten, immer hatten diese lieben Menschen ein Ohr für uns.
Abends saßen wir gemütlich beisammen und Ray und Irene erzählten so manche Geschichte aus Ihrem erfüllten Leben. Nach einigen Whiskey konnte man Ray zwar nur noch schwer verstehen, aber das tat der Stimmung keinen Abbruch. Bei mir hatte der Alkohol eine positive Wirkung. Ich glaube ich habe noch nie so gut Englisch gesprochen.

Wie sich schnell herausstellte , waren wir die einzigen jungen auf dem Campingplatz und dann auch noch mit Motorrädern. Was zur Folge hatte das jeder der vorbeikam ein Schwätzchen hielt mit dem Ergebnis das wir an manchen Tagen erst nach 2 h zum frühstücken kamen.

Einige Ausflüge in die nähere Umgebung zeigten uns die einmalige Schönheit der Cote d’Azur. Im Hinterland findet man eine teil-
restaurierte Burg mit riesigem Freilufttheater. Leider war die Saison schon zuende sodass keine Aufführungen mehr gegeben wurden.
Kleine enge Feldwege verbinden die zum Teil aus nur ein paar Häusern bestehenden Ortschaften. Wieder einmal wäre hier eine Enduro von Vorteil gewesen.

Auch die Seeseite war nicht zu verachten. Kleine Pässe führen über die letzten Hügel am Meer und schon liegen die Strandpromenaden in Ihrer ganzen Pracht vor einem. Einige schöne Dörfer durchfuhren wir, immer an der Küste entlang. Aber auch hier hat der Tourismus schon lange seine gierigen Krallen ausgefahren. Kaum ein Parkplatz ist in Strandnähe zu bekommen so folgten wir den kleinen Sträßchen zurück zu unserem Camping.

Ein Tagesausflug führte uns in den Grand Canyon. Dieses einmalige Naturschauspiel muss man gesehen haben. Hunderte Meter tief fällt das Gelände fast senkrecht ab bis dann unten blaugrün die Wasser des Verdun zu sehen sind, die Ihre schon seit Jahrtausenden andauernde Arbeit verrichten.
Leider konnten wir den Grand Canyon nicht komplett umrunden da ein Teilstück der Straße gerade frisch geteert wurde.
Schade, gerne hätten wir auch die andere Seite dieses wunderschönen Tales bewundert.

So wie alles im Leben hat auch der schönste Urlaub mal ein Ende und wir traten nach einigen Faulenzertagen dann die Heimfahrt an. Es war ganz schön schwer den vielen lieben Menschen die wir kennen gelernt hatten Adieu zu sagen, und so manche Träne versickerte im Halstuch.

Aber noch hatten wir eine wunderbare Fahrt durch die Alpen vor uns. Und gleich nach einigen urigen Pässen meldete sich der Hunger. Da wir weit und breit keine Hütte sahen, packten wir eben unsere Vorräte aus und ließen es uns schmecken.
Bei der Weiterfahrt um die nächste Kurve strahlte uns dann eine schöne Hütte an.

Bei wunderbarem Wetter und mäßigen Temperaturen fuhren wir wieder Richtung Heimat. Da es jetzt in den Bergen nachts schon einiges unter Null Grad hatte, versprach ich Anja die nächste Nacht im Hotel zu verbringen.
So schliefen wir in einem kleinen Hotel wieder in le Bourg d’Orsans. Das aufregendste daran war wohl der Fahrstuhl der direkt aus einem Museum stammte. Das Frühstück am nächsten Tag war für französische
Verhältnisse üppig und so fuhren wir über die letzten Pässe Richtung Heimat.

Über den Col de Var und das Massiv des Mnt. Blanc im Hintergrund

fuhren wir Richtung Autobahn da wir doch einige Zeit brauchten um über die kleinen Pässe die schöne Bergwelt zu durchfahren.
Nach endlosen Autobahn Kilometern kamen wir zwar im Dunkeln aber wohlbehalten zu Hause an. Ein Zwischenfall mit heftigem Adrenalinstoss auf der Autobahn kurz zuvor brachte die Notwendige Konzentration sofort wieder. Ein Auto vor uns verlor einen Teil seines Auspuffs. Dieser schleuderte dann quer über die drei Fahrspuren der Autobahn. Trotz einiger Vollbremsungen der nachfolgenden Autos ist zum Glück nichts passiert.
So ging ein wunderschöner Urlaub viel zu schnell zu Ende. Die Erinnerungen daran werden uns ein Leben lang begleiten, und wenn einmal schlechte Tage kommen, werden wir uns mit Freude im Herzen daran erinnern und uns an den Bildern erfreuen.