Ein ganz normaler Radltag….

ANJA:      Auszug aus unserem Radlerleben…

Am Montag morgen in der Frühe fuhren wir teils über Highways und Holperpisten bis nach Port Dickson.

Ein ganz normaler rein informativer klarer Satz.

Für alle Leser, die es interessiert wie unser Alltag im Detail aussieht, habe ich diesen Tag einmal etwas ausführlicher beschrieben.

In der Nacht zuvor:

Nachdem endlich um 23.oo Uhr die Strassenarbeiter vor unserem Guesthouse  Ihre Arbeit eingestellt hatten und wir nun endlich schlafen konnten, fing unser Zimmernachbar an, lauthals schreiend zu skypen.
Da ich seine Brüllerei und auch die Computerstimme durch die Ohrstöpsel hörte, sprang ich nochmals aus dem Bett und sorgte für Ruhe.
oh! sorry sorry! jaja, dass kennen wir alles schon.
Eine vierte unruhige Nacht in der lauten city KL  war die Folge.

7.30 Uhr

Wir wachen auf. Eigentlich wollten wir früher starten, um den Verkehr zu umgehen.
Schnell gefrühstückt und ausgecheckt.

8.00 Uhr

Es geht los.In der Stadt ist Sonntagsmorgens noch nicht viel los.
Wir fahren durch halb KL und müssen dann auf den Highway.Nach langer Recherche im Netz ist es für uns nur möglich KL auf Highways zu verlassen.Jede Strasse endet dort.
image

Das Ganze ist eine nicht ganz ungefährliche Angelegenheit. Die Malayen fahren hier recht schnell und dicht an uns vorbei, die Ausfahrten sind eng und ab und an vernehmen wir schon qietschende Reifen hinter uns.
Wir schicken Stossgebete zum Himmel, Buddha hat aber auch diesmal auf uns aufgepasst.
terima kaseh!

9.20 Uhr

Endlich können wir die Ausfahrt nehmen.Nach einer Stunde Highway endet die Fahrt dort und wir können wieder normale Landstrassen fahren.

9.40  Uhr

Wir sehen ein Old Town Coffee und beschliessen erst mal Kaffee zu trinken und die Anspannung von uns abfallen zu lassen.
Fast 30 km sind wir schon gefahren.
Nilai ist unser Ziel.Nur noch gute 20 km entfernt.
So sitzen wir relaxed im Kaffee .

10.20 Uhr.

Unsere Fahrt geht weiter.Nach ein paar Minuten spricht uns ein Radler an, und will uns auf den richtigen Weg helfen.
image

Wir aber meinen, es mittels google maps besser zu wissen und biegen zu frühzeitig ab.
Unser  Radler fährt jedoch gerade aus weiter.

10.40 Uhr

Noch befinden wir uns auf dem gerouteten Weg.
Die Strasse wird immer schmaler, ist aber noch befahrbar.

11.oo Uhr

Wir fahren mittlerweile auf einem kleinen Schotterweg.
Er endet bald im Nichts.
Das eigentlich Erschreckende daran ist, dass wir uns immer noch auf unserer Route befinden.
Nebenbei bermerkt, wird unser fast nicht mehr vorhandener Pfad genauso dargestellt wie der fünfspurige Highway zuvor.
Ich schaue mich um. Laufe durch Dornen zur Unterführung und reisse mir dabei die Beine blutig . Prima!
image

Ein kleiner Weg nur für Mofas ist schon noch befahrbar.
Oben ist ein nagelneuer Highway zu sehen.Noch nicht auf googlemaps eingetragen.

12.oo Uhr

Wir fahren und schieben schon seit einer  Stunde die Räder über Stock und Stein.
Wir sind eingekeilt zwischen Urwald auf der einen und Eisenbahnschienen auf der anderen Seite.
image

Hinter den Schienen können wir Autos von der Strasse hören.Da alles dichter Urwald ist müssen wir dem Holperweg folgen.
Zurück wollen wir nicht, so schieben wir stumm vor uns hin und hoffen das Beste.
Ab und an schaut Peter, ob es eine Verbindung zur Strasse gibt.
Nein die gibt es nicht, sagt ein kleiner  Inder auf dem Mofa und rauscht schon wieder davon.

12.50 Uhr

Wir sehen von weitem eine Brücke. Wir haben Glück und unser steiniger Pfad endet auf Asphalt.
Erst jetzt haben wir Zeit wieder unsere Blicke schweifen zu lassen und erkennen jetzt die recht grossen Affen, die lautstark in den Bäumen herumklettern.

13.oo Uhr

Wir sitzen an einer supermodernen Petronas Tankstelle und trinken eine eiskalte Cola.

13.15

Wir kommen in Nilai an.
Ich frage im ersten Hotel nach einem Zimmer.
Die Lady möchte 80 RM, das ist uns zu teuer.
Im zweiten Hotel steigern wir uns auf 100 RM im Dritten auf 138 RM netto!
Na super.
Wir schauen aufs Navi.
Vorsorglich hatte ich schon mehrere Hotels mit annehmbaren Preisen recherchiert.
Alles klar.Mittlerweile haben sich mehrere Inder um uns versammelt, die alle wissen wollen woher und wohin.Jeder weiss besser, wo unsere gesuchten Hotels sind.Aber unser Navi weiss es am Besten.
Mittlerweile ist es brütend heiss geworden.In der Sonne sind es 50 Grad C.
Gut dass wir unsere Wasserflaschen am Automaten nochmals aufgefüllt hatten.

14.15 Uhr

Wir kommen an gesuchten Hotels an.Gleich 3 Hotels zu annehmbaren Preisen sind vorhanden.
Wir freuen uns auf die Dusche , A/C  und Wifi.
Gleich im ersten Hotel werden wir fündig. Nur das Zimmer wird noch schnell sauber gemacht.Kein Problem.In der Zwischenzeit gehen wir schnell Chickenrice essen, beim Inder ums Eck.

14.30 Uhr

Wir checken ein. Alles klar. Auf einmal sollen die Räder auf der Strasse bleiben. Nein, so wurde das nicht besprochen.
Nein dann checken wir hier nicht ein.
Gehen wir halt zum nächsten Hotel.
Die Lady rief uns noch hinterher.Aber Bicycles inside or we go! So unsere Antwort.
Beim Betreten des nächsten Hotels merkte ich gleich, dass etwas nicht stimmt.
Der Inder hinter der Rezeption telefonierte eifrig, musterte mich und rief lachend ins Telefon hinein.
We are full! finished today! lachte er mir entgegen.
Mir war sofort klar, dass die Lady vom ersten Hotel Ihn angerufen hatte.
Beim nächsten Hotel ging es uns nicht viel anders.Allerdings kam ich nur bis zur Sprechanlage.
Dort hörte ich hinter dem jungen Gekicher ein altes lautes NO!
o.k. Wenn die blöde Kuh meint, dass wir mangels Alternative doch noch bei Ihr einchecken, dann ist Sie schief gewickelt.

15.oo Uhr

Trotzig und zornig fuhren wir weiter.Das hatten wir auch noch nicht erlebt.
Naja, es kommen noch ein paar Dörfer.Wird schon was zu finden sein.

Kurz, in den nächsten 3 Dörfern war kein Hotel weit und breit.Selbst an einem Busbahnhof nicht.

16.oo Uhr

Wir erreichen Sepang.
Ein kleiner unspektakulärer Ort.
Ein Einheimischer fährt uns voraus zu einer super Luxusvilla.
Das wäre das Hotel.Wir schauen uns verblüfft an.
Tja das war wohl nix.

16.20 Uhr

Am dortigen Supermarket trinken wir 2 eiskalte Wasser.Wir sitzen in der prallen Sonne, während die Temperatur immer weiter steigt, fällt bei uns weiter die Laune. Die Nachfrage im Supermarkt ergibt, dass es nur 30 Min entfernt Hotels gibt.In Port Dickson.
30 Min mit dem Auto.Wir fahren aber mit dem Rad.Ja ja hihihihi alles
lacht.Es ist mal wieder sehr witzig.
In Malaysia haben wir in jeder noch so kleinen Stadt immer ein einfaches Hotel gefunden.
Hier gab es nur noch Palmölplantagen und ausgestorbene Dörfer.
Manchmal ist einfach der Wurm drinn!

16.45 Uhr

Ich fahre stupide vor mich hin. Mein Zorn ist verflogen , irgendwann werden wir schon ein Hotel finden.
Andere Radler müssen noch campen in dieser schwülen Hitze. Ich werde irgendwann schön duschen und mich aufs Bettchen werfen.Geduld,Geduld.
Nach Port Dickson sind es noch 25 km. Mittlerweile fahren wir in recht hügelige Palmölplantagen hinein.
Am Rande bekomme Ich mit, wie eine Inderin vor mir Ihren Wagen stoppt und fragt “ you have a little while?“
Ich schüttele stumm den Kopf. Peter tritt in gleichbleibender Geschwindigkeit vor mir her.
Stumm haben wir uns darauf geeinigt, solang Richtung Port Dickson zu fahren bis wir ein Hotel finden.

17.20 Uhr
Unterwegs sehen wir grosse Werbung für ein super Resort mit Spa und schiessmichtot!
Wieder nix.Wir machen Pause an einem Bushäuschen inmitten Palmölplantagen.
Trinken stumm unser kaltes Wasser aus der Thermos und kaufen noch etwas Obst.
image

Sind jetzt nur froh, heil aus der hektischen Stadt entkommen zu sein.
Ein menschliches Naturell, dass sich der Mensch erst einmal selber tröstet.

18.oo Uhr
Wir sind genau 10 Stunden auf der Strasse.Ich schaue auf den Tacho. Tageskm 101.!
Aus unserem gemütlichen Halbtagestour  von geplanten 50 km wurden 101 km.
Sozusagen two in one!
5 km vor Port Dickson können wir ins Sunshine Hotel einchecken.
Double room 108 RM. Ohh !  mir bleibt kurz die Luft weg!
Aber heute gibts 30 % Rabatt. 75 RM Endprice! Mit Aircon und shower und wifi.
Also: Rad aufs Zimmer.
Radlerherz was willst Du mehr.
Wir schleppen noch unser
ganzes Gepäck  und die Räder ins Zimmer.
Peter schaut nach seinem Tretlager.Nach dem Hoplersteinweg heut Mittag macht es komische Geräusche.
„Mist! Das ist wohl hin.“ hör ich nur.
(Peter: unnötig zu erwähnen dass das Gewinde in der Kurbel vermurkst ist und sich daher diese nicht abziehen lässt und deshalb auch das Tretlager nicht festziehen lässt. Zu guter letzt ist auf dem Holperweg noch die Kettenölflasche aufgegangen und hat die halbe Radtasche eingesaut. Einen Ersatzschlauch konnte ich auch noch entsorgen da durch das Öl der Gummi aufgeweicht ist.)
Ich versuche mich abzulenken.
Checke das Netz, öffne die süpo und lese von einem blutigen Attentat an einem chinesischen Busbahnhof in Kunming !!
Mir wird ganz komisch und ich bin froh, unsere ganzen Abenteuer wohlbehalten überstanden zu haben.
Plötzlich stören mich die Handwerker, die sich an der Aircondition zu schaffen machen überhaupt nicht mehr.
image

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert