Baku, Azerbaidschan
Nach 7 Tagen nonstop Fahrt von Tiflis in Georgien nach Baku in Azerbaidschan haben wir das Kaspische Meer erreicht.
Noch in Tiflis hatte mich ein Magen Darm Keim erwischt der mich mit heftigen Bauchschmerzen quälte. Nach 2 Tagen wurde es nicht besser und es wurde eine Untersuchung in einem sehr modernen Krankenhaus durchgeführt.
Nach einem Bluttest war es glücklicherweise nichts ernstes und mit einem umfangreichen Rezept und 2 Liter Kochsalzlösung intravenös und um 100 Euro ärmer konnte ich das Krankenhaus wieder verlassen.
Die Medikamente schlugen gut an und weiter ging es Richtung Azerbaidschan. An der Grenze standen die Autos in langen Schlangen doch wir schlängelten uns frech vorbei bis ganz nach vorne an das noch geschlossene Tor.
Dort wußte man erst nicht wie man uns abfertigen sollte. Zuerst wurden wir zum Fußgängerbereich verwiesen wo aber gleich ein Grenzer uns wieder zurückschicken wollte. Wir wurden dann aber doch bei den Autos abgefertigt und gleich bis ganz nach vorne durchgereicht. Das passte ein paar Azerbaidschanern nicht die in Ihren dicken Porsche und Mercedes warten mußten. Trotz allem waren wir in 5 Minuten durch ohne eine Kontrolle.
Das ließ sich ja gut an und froh in einem neuen Land zu sein ging es auf gut ausgebauter Landstrasse flott voran.
Was sofort auffiel war die gegenüber den Georgiern doch eher vorsichtige Fahrweise. Leider wurde dafür das nervige Gehupe wieder mehr. Insbesondere die LKWs mit Ihren Pressluftfanfaren pusteten uns fast von den Rädern.
Auch die Menschen waren wieder zurückhaltender und eher abwartend eingestellt. Doch nach kurzem Plausch tauten die meisten auf und wir wurden oft zum Tee oder gar zum essen eingeladen.
In einem kleinen Ort fanden wir dank einem Taxifahrer ein Hotel etwas außerhalb der Stadt. Der Chef wollte 50 Manat gleich 50 Euro für das heruntergekommene Zimmer in einem eher drittklassigen Hotel.
Nach langem hin und her gab er uns das Zimmer dann für 20 Manat was eigentlich immer noch zuviel war.
Dann fanden wir wieder schöne Plätze zum zelten unter Aprikosenbäumen oder am Feldrand.
In Gäncä gabelte uns ein wohlhabender Student vor der Polizeistation auf. Er handelte für uns einen guten Preis im Hotel aus und lud uns gleich danach zum essen in ein piekfeines Restaurant ein.
40 Min. vorher waren wir schon leicht gestresst in den Ort gefahren da wir keinen Platz für unser Zelt fanden. Am gleichen Abend trafen wir noch Hugh aus Irland der gerade im Hotel eingecheckt hatte und auf dem Weg nach Birma ist. Es wurde noch ein langer Abend und viele Reiseinfos wurden ausgetauscht.
Dann ging es hinauf in die Berge und es war ein 800 Meter Pass zu überwinden. Ausgerechnet die 25 km Anfahrt dorthin bescherte uns die bisher schlechteste Straße der ganzen Reise. Kindskopfgroße Flußkiesel wurden als Straßenbelag genutzt was ein endloses geholper und Schrittgeschwindigkeit für uns bedeutete. Bei 40 Grad im Schatten und ebenso warmen Trinkflaschen wahrlich kein Spaß. Die Nerven lagen schon ziemlich blank als wir endlich wieder eine vernünftige Straße erreichten.
Jetzt ging es für 600 Höhenmeter hinauf. Immer steiler und steiler wurden die Straßen doch wir wollten erst hinter dem Pass übernachten und quälten uns die letzten Höhenmeter schiebend hinauf.
Waren wir die ganze Zeit der Meinung danach ginge es nur nur bergab nach Baku war das ein großer Irrtum wie wir bald feststellen sollten.
Vorher hatten wir uns noch mit mehreren wilden und agressiven Hunden zu beschäftigen wo wir beinahe das Pfefferspray einsetzen mußten. Oben auf dem Pass wurden wir an der Polizeistation zum Tee eingeladen und hofften noch auf einen schönen Zeltplatz. Doch weit und breit keine Möglichkeit im dicht besiedelten Gebiet einen Platz zu finden. Endlich sahen wir ein Restaurant und ich fragte nach ob wir hier eine Nacht bleiben dürften. Der Besitzer war erst mißtrauisch und wollte uns nebenan auf eine abgeerntetes Feld schicken. Doch nach einiger Zeit durften wir doch auf sein Grundstück und bauten unser Zelt auf einer kleinen Wiese auf. Gleich wurden wir wieder mit Tee bewirtet und die ganze Mannschaft betrachtete sich unser Zelt und das Equipment ausgiebig.
Dann war aber Ruhe und wir konnten Duschen und eine ruhige Nacht verbringen. Wieder ging es viel auf und ab und auch die Sonne brannte unerbittlich auf uns nieder. Hatten wir die ersten Tage noch Rückenwind drehte dieser jetzt und kam von vorne. Sehr mühsam ging es weiter und auch immer mal wieder längere Anstiege waren zu bewältigen. Zum Glück nicht so steil so konnten wir alles fahren. Oft wurden wir von Melonenverkäufern herangewunken und auf eine köstliche Honigmelone eingeladen.
Genau das richtige bei diesen Temperaturen.
Die letzten beiden Tage hatten wir dann heftigen und böigen Seitenwind was fast noch schlimmer war. Die vorbeirasenden LKWs mit Ihren Windschleppen schickten uns mehr als einmal in den Straßengraben.
Doch es ging alles gut und nachdem wir nocheinmal an einem Restaurant übernachtet hatten
erreichten wir Baku die Hauptstadt Azerbaidschans.
Eben durchfuhren wir noch die glutheiße Halbwüste ohne Wasser und Schatten
und dann plötzlich befindet man sich in einer europäisch anmutenden Großstadt.
Natürlich wie in jeder anderen Großstadt der Welt auch hier Stau ohne Ende. Doch mit den Rädern schlängelten wir uns ein ums andere Mal locker vorbei und fanden schnell das Zentrum.
Unser Host konnte uns leider erst um 19 Uhr abholen und wir nutzten die Zeit um das usbekische Visa zu beantragen. Das Konsulat befindet sich natürlich auf einem Berg und wir durften noch einmal in paar Höhenmeter pedalen. Die Visaerstellung dauerte min. 5 und max. 7 Tage. Für uns ist daher erholung angesagt und Sightseeing. Unser Host ist ein netter Türke der hier ein Appartment alleine bewohnt und froh ist gesellschaft zu haben. Natürlich werden wir Ihn ausgiebig bekochen und auch seine Katze entertainen.
Sobald wir die Visa haben kümmern wir uns um die Fähre nach Kasachstan die leider immer noch sehr unzuverlässig fährt.
ANJA: Wir fuhren früh aus Tiflis raus, dem aufkommenden Verkehr entrinnend. Ohne Komplikationen erreichten wir die Grenze. Wir hatten guten Rückenwind, nur einmal in einer 180 Grad Kurve mussten wir gegen den Wind anschieben.Über die Grenze kamen wir geschwind, doch mit der Registrierung, die für alle Ausländer seit neuestem gilt, hatten wir so unsere Schwierigkeiten. Wir versuchten es an mehreren Polizeistationen, aber jeder schickte uns nach langen Diskussionen immer wieder fort. Nachdem ich dann die deutsche Botschaft baku anschrieb, die mir für die Registrierung ein online Formular schickte, kamen wir zufällig zur Post in Gence.Pete ging hinein, zeigte das online Formular, das nat. nur in azerbaidschanischer Schrift gehalten war, und die Mutti hinter dem Schalter sagte, no problem Sie sind hier genau richtig. 15 min. später hielten wir die Registrierung in der Hand um 10 Manat ärmer. So, das hat schon mal geklappt. Wir fanden keinen Zeltplatz. Neben der Strasse waren grosse unüberwindbare Wassergräben und es wurde immer später. So fuhren wir nach Yalvax hinein eine kleine Stadt und fragten nach einem Hotel.Wie es der Zufall (?)will, stoppte ein dicker Mercedes, der Fahrer bezahlte sogar ein Taxi, dass uns voraus zum Hotel fuhr. Wie sich später herausstellte, war der Mercedesfahrer der Chef des Hotels. Nach zähen Verhandlungen und Beteuerungen meinerseits, dass wir kein Geld haben und sonst immer campen, kamen wir für immerhin noch 20 Manat unter. Am nächsten Tag fuhren wir nur 60 km als uns ein junger Azerbaidschaner ansprach in perfektem englisch. Die Gelegenheit nutzen wir gleich aus, und so organisierte er uns ein Hotelzimmer, dass sich auch so nennen lassen durfte, und lud uns grosszügig zum Essen ein. Als wir schon wieder zurück frisch geduscht auf unseren Betten lümmelten, öffnete sich die Tür und Hugh, ein Radfahrer aus Irland, schaute etwas verdutzt aus der Wäsche. Er hatte sich in der Zimmertür geirrt, und war überascht, in einem anderem Zimmer als seinem 2 Fahrräder vorzufinden.Natürlich hatte er auf der Strasse schon von uns gehört. Wir gingen abends noch das eine oder andere Bierchen zischen und kamen spät in die Betten. Am nächsten Tag quälten wir uns in Gluthitze über kilometerlange Baustellen. Mittags um 4 Uhr begannen wir mit dem Anstieg des hoffentlich letzten Passes.Wieder und wieder schoben wir die Räder. Wir liessen uns mal wieder von der azerbaidschanischen Bevölkerung lauthals auslachen und aus den Autos wurde wieder voller Inbrunst gehupt und geschrieen. Ach wie ich dass hasse. Sobald das Niveau fällt, werden die Menschen einfach nur laut und blöken einen an. Es ist nur von Stadt zu Stadt unterschiedlich.Oben am Berg angekommen suchten wir einen CP. Das erste Restaurant wollte Geld, das zweite sagte nein. Inzwischen wurden wir mehrfach von wirklich bösen Hunden angegriffen.Anders als die türkischen Hunde bleiben die azerbaidschanischen Hunde nicht stehen sondern kommen böse zähnefletschend auf uns zu, sodass ich zum erstenmal das Pfefferspray zückte und Peters Stock zum Einsatz kam. Endlich sahen wir etwas versteckt ein schönes Plätzchen in den Bergen mit Blick aufs Tal. Ja hier wollen wir campen. Wir schoben die Räder 200 m hinab und schauten uns um. Ich lief schon vor und sah eine Müllhalde.So ein Mist! doch was war das? Ein Koyote stand inmitten des Mülls.Er erschrak genauso wie ich.Mein Entschluss stand fest, hier bleiben wir nicht, zumal wir nach 2 Min total verstochen waren. Wieder oben an der Strasse angekommen roch ich anscheinend so gut, das ein Wasserbüffel freudig auf mich zukam. Jezt langts aber langsam. Nach 11 Stunden im Sattel, Baustelle, Pass, Hunde,Koyote und Wasserbüffel hatte ich die Nase gestrichen voll. Hinter der nächsten Kurve wurden wir vom Portier des Nobelhotels schon auf den Parkplatz gewunken.Peter schrie, kommt gar nicht in Frage.Schade! :-((( Plötzlich tauchte ein Restaurant auf und Peter hatte Glück.Zelt aufbauen, duschen im Plumpsklo, essen kochen und ab ins Bett. Am nächsten Tag fuhren ständig auf und ab.Wir fuhren in der Halbwüste bis um 17 Uhr ein kleines Dorf mit Tankstelle und Restaurant auftauchte. Wir fragten am Restaurant und durften unser Zelt sogleich aufbauen.Der Sohn des Besitzers zeigte mir gleich seine Muskeln. Er besorgte mir frisches Wasser zum Waschen und ich wusch mich in einem unvergesslich stinkenden betoniertem Plumpsklo. Als Peter duschen war zeigte er mir nochmals seine Muskeln und fragte, ob ich mit ihm nach Amerika fahren würde zur Armdrückenmeisterschaft.Hä?? Die ganze Sache war mir nicht geheuer und dieses Riesenbaby sollte uns auch noch die ganze Nacht beschützen. Am nächsten Morgen packten wir relativ schnell unsere sieben Sachen und fuhren ohne Morgenkaffee davon. Den hatte die russisch gedopte Kampfmaschine nicht hinbekommen. Froh dem ganzen Spuck entkommen zu sein stellte sich mir die Frage, ob ich das ganze als Kompliment oder eher als Armutszeugnis verkraften soll. Wir fuhren die letzten km in enormen Seitenwind Baku hinein. Froh, dass wir hier gesund und munter auf unserer langen Reise angekommen sind geniessen wir jetzt erst mal unser Appartment bei unserem Couchsurfer contact. Wir haben das uz visa beantragt jetzt heisst es warten. Wir trafen so viele Radfahrer auf unserer Reise bisher, wir wünschen allen eine schöne Reise und vor allem Gesundheit. in diesem Sinne die Germanskys!