Achterbahn nach Osh

Am nächsten Morgen konnten wir nach dem nicht gerade reichhaltigen Frühstück losfahren. Endlich hinaus in die Natur.

Die vielen Menschen sind wir einfach nicht mehr gewohnt. Wir freuten uns und waren guter Dinge. Nach ca.40 km verliessen wir die gute Hauptstrasse Richtung Sary Bulak und das Abenteuer begann. Noch war die Piste gut befahrbar.In dem kleinen Dorf kauften wir noch ein paar Kleinigkeiten wie Eier und Bier ein und genossen die grandiose Landschaft.Kirgistan ist doch ein riesiges Land und die Berge sehr abwechslungsreich.Wir konnten kaum glauben, hierher mit dem Rad gefahren zu sein.Hinter jeder Steigung zeigte sich eine neue Landschaft und Felsformation. Wir fanden einen kleinen Platz am Ufer eines Flusses.
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Nachdem wir ausgiebig im eiskalten Fluss geduscht hatten und das Abendessen, gebratener Reis mit Ei, beendet war, kamen 2 Jungs auf uns zu. Beide hatten Axt und Säge in der Hand und waren äusserst neugierig.Fragten uns nach Photoapparaten und Handys aus.Wir verneinten spontan, alles in Usbekistan geklaut. ohhh… damit waren wir schnell uninteressant.Vorsichtshalber stellten wir aber doch die Fahrradtaschen ins Zelt.Wir hatten jedoch eine ruhige Nacht und fuhren morgens wie immer etwas später so gegen 10 Uhr los. Bis zur Mittagspause genossen wir den Anstieg.Alles liess sich noch gut fahren. Doch dann begann der wahre Aufstieg.Von Weitem sahen wir schon die Serpentinen.
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Die Strasse war plötzlich in so schlechtem Zustand, dass wir die 8 km zum Pass nur noch schieben konnten. Uns kamen 2 Franzosen auf Liegefahrrädern entgegen, sie meinten auf der anderen Seite des Berges wäre die Strasse etwas besser.Naja, die Hoffnung stirbt zuletzt. Wir schoben über 3 Stunden bis kurz vorm höchsten Punkt.Ab 3000 Hm macht sich nun bei mir , Anja, die Höhe bemerkbar. Das weiss ich jetzt.Aspirin hilft ein bisschen.Noch 100 Hm bis zum Pass und ein Lkw wollte uns noch mitnehmen.Mmmmh tolles Angebot, aber würden wir das letzte Bisschen nicht auch noch selber schaffen? Da der Lkw schon proppenvoll war, lehnten wir dankend ab und schoben weiter.
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Da kamen uns doch tatsächlich 2 Tschechen entgegen, die mit dem Rucksack unterwegs waren.Sie hatten Ihr Zelt auf den höchsten Punkt des Berges gestellt.Exakt im Wind. Kaum über den Pass gekommen lag er da. Song Köl! Wau! Wir waren überwältigt von diesem Anblick.
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Wie unecht alles wirkte.Die Farben des Sees und die Formationen der Berge.Die vielen Wildpferde und die Yurten der Kirgiesen. Mittlerweile war es nach 18.00 Uhr und wir mussten uns eilen, den See noch zu erreichen. Wir fuhren Richtung See, aber er kam und kam nicht näher.Die Entfernungen können wir in dieser Umgebung nicht abschätzen.So fuhren wir noch mehr als 20 km hinab zumSee.Durch Yurtedörfer hindurch, wo uns noch die Kinder auf Eseln bis aufs Mark nervten.Km später fanden wir einen Abzweig zum See.Um kurz vor 20.ooUhr bauten wir am See noch unser Zelt auf.Wir duschten mit der PET Flasche bei eisigem Wind, dann war auch schon die Nudelsuppe fertig. Hundemüde von dem langen anstrengenden Tag schliefen wir endlich ein.Am nächsten Tag machten wir eine Pause.Gerade richtig, denn das Wetter hier oben in den Bergen hatte umgeschlagen.Es regnete was das Zeug hielt.So blieben wir die meiste Zeit im Zelt und ruhten uns aus.Manchmal blitzte die Sonne hervor und wir sassen ein paar Minuten draussen.Uns besuchte noch ein japanisches Pärchen,die auch abseits der Touristyurten Ihr Zelt augeschlagen hatten. Uns so verging unser Ausruhtag wie im Flug. Das Wasser von einem Bach mussten wir filtern, da doch unheimlich viele Pferde und Kühe unterwegs sind. Dabei stellten wir fest, dass unser UV Entkeimer defekt ist.

Peter:
Wir standen am Song Köl mitten auf der Wiese
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und waren fasziniert von der Landschaft um uns herum. Pferde und Kühe kamen ab und an vorbei ansonsten hatten wir unsere Ruhe.
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Am nächsten Tag wollten wir ohnehin bleiben und aufkommender Regen und starker Wind bestärkten uns darin.
Essen hatten wir genug dabei und Wasser filterten wir aus einem Zufluß zum See. Die abendliche Dusche wurde zur eiskalten Herausforderung den bei starkem Wind wird es selbst mit angewärmtem Wasser ziemlich frisch.
Der nächste Morgen empfing uns mit Sonnenschein und nachdem unser Zelt getrocknet war und wir gut gefrühstückt hatten ging es weiter. Wir hatten nicht damit gerechnet fast den ganzen See zu umrunden bis wir zur Abzweigung nach Ak Tal kommen. Schlechte Strasse und massiver Gegenwind machten die Sache auch nicht einfacher. Endlich erreichten wir den Abzweig und es ging gemächlich hoch auf den Pass. Das letzte Stück mußten wir schieben und wurden dabei mal wieder von Jugendlichen mit Ihren Pferden bedrängt. Die lachten sich schlapp das die reichen Ausländer hier Ihre Fahrräder hochschieben. Fast oben ließen Sie endlich von uns ab denn ein Kleinbus kam von der anderen Seite und die Insassen verteilten gleich grosszügig Geschenke. Jetzt war uns auch klar warum wir so bedrängt wurden. Diese Unsitte Geschenke zu verteilen trifft man leider auf der ganzen Welt. Geholfen ist damit niemanden im Gegenteil die Erwartungen werden immer grösser.
Auf der anderen Seite erwartete uns ein spektakulärer Ausblick auf die Berge und eine grandiose Abfahrt 1600 Hm hinab durch endlose Serpentinen.
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Von oben sahen wir ein grünes Tal mit Fluß und Bäumen. Dort wollten wir zelten. Die Abfahrt war dann sehr mühsam mit vielen Steinen und schlechter Strasse. Immerhin konnten wir frisches Quellwasser bunkern.
Endlich nach Stunden erreichten wir das Tal und stellten spät unser Zelt auf.
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Ab hier wurde dann die Straße immer schlechter und wir holperten weiter hinab nach Ak Tal. Dort hofften wir einkaufen zu können für die Etappe nach Kasarman. Tja das einzige Magazin im Ort öffnet erst in einer Stunde. Wir mussten mangels Alternative im Ort warten und wurden mal wieder von der Bevölkerung massiv bedrängt. Erst als wir fast ausflippten und uns hinter dem Magazin versteckten hatten wir endlich unsere Ruhe. Im Magazin gab es dann nicht einmal Brot zu kaufen und wir fuhren frustiert weiter über die weiterhin schlechte Straße. Es war kaum möglich eine Spur zu finden denn massive Wellblechpiste und tiefer Schotter ließen uns oft keine Wahl und wir mußten schieben. An diesem Tag schafften wir nur 40 km und campten dann in der Nähe eines eiskalten Baches.
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Am nächsten Tag ging es wieder hinaus auf die Höllenstraße und wir quälten uns Meter um Meter voran. Im nächsten Ort versuchten wir wieder essen einzukaufen doch auch hier gab es nur Wodka und Zigaretten. Es war zum verrrücktwerden denn die Einheimischen sind alle Selbstversorger und brauchen daher fast nichts einzukaufen. Schließlich fragte ich einen Bauern nach Brot. Nach einigem hin und her lud er uns zu sich nach Hause ein und wollte uns Brot geben. Er bot uns Tee und Ayran an doch wir wollten nur Brot. Endlich kam seine Tochter mit einem gefrorenen Brot das Sie uns überreichte. Glücklich wenigstens etwas zu essen zu haben fuhren wir weiter. Doch nicht allzulange und Anja hatte Ihren zweiten Plattfuß. Natürlich hinten und wir reparierten die Panne im Schatten zum Glück am Ortsende ohne Zuschauer.
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Zur Mittagszeit hatten wir gerade 20 km geschafft als ein kleiner Russenbus,UAZ genannt, vorbeikam.
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Anja reagierte schnell und stoppte diesen. Die Insassen waren Russen doch hinter war der Bus leer und nach einigem überreden waren die Beiden bereit uns mitzunehmen nach Kasarman. Wir waren unendlich erleichtert nicht diese Miststraße weiterfahren zu müssen.
Wie richtig diese Entscheidung war erlebten wir dann in den nächsten zwei Stunden. Die Straße wurde schlechter und schlechter und immer wieder steile Anstiege die der kleine Bus aber brav hinaufkletterte. Selbst auf über 3000 Meter gab es noch Jurten mit Hirten aber so gut wie keine Orte mehr.
Endlich erreichtern wir Kasarman und hatten schnell ein B&B gefunden. Die Wirtin nutzte natürlich unsere Notlage aus und wir zahlten viel zu viel für essen und Unterkunft. Doch Sie wollte uns für den nächsten Tag ein großes Taxi besorgen für den weiteren Weg nach Jalalabad. Die Straße sollte noch schlechter und steiler werden wie uns am Vortag ein entgegenkommender Motorradfahrer berichtete.
Am Morgen dann stand ein Audi vor der Tür. Ich machte dem Fahrer klar das wir nie und nimmer die Fahrräder in das Auto bringen ohne diese komplett zu demontieren. Er rief dann einen Kollegen mit einem Jeep an der uns natürlch beim Preis richtig über den Tisch zog. Ich versuchte noch mit der Wirtin den Preis zu drücken doch keine Chance. Endlich hatten wir alles verladen und wollten los. Doch halt, erst wollte er einen Teil des Fahrgeldes. Wir verstanden erst nicht warum doch dann war klar er wollte ein Ersatzrad mitnehmen. Gute Idee dachten wir bei den schlechten Staßen. Tja es sollte dann noch 1,5 h dauern bis wir endlich Kasarman verließen. Erst holten wir das Ersatzrad aber oh wunder das war platt und im Reifen steckte ein riesiger Dorn. Gut dann weiter zum nächsten Haus einen Reifen holen. Dann fuhren wir mindestens 4  Werkstätten ( Dreckbuden ) an bis wir eine fanden die offen hatten. Gemeinsam wechselten wir den Reifen mit vorsintflutlichen Mitteln wobei nebenan eine deutsche Reifenmontiermaschiene stand die aber leider defekt war. Endlich war der Reifen montiert doch immer noch ohne Luft. Meine Einwände lies der Fahrer nicht gelten und mit der ganzen sinnlosen Aktion hatten wir jede Menge Zeit verloren.
Doch halt Diesel brauchen wir ja auch noch. Ja an der Tankstelle viel zu teuer und in einem Hinterhof gab es dann einen Eimer Diesel zum Schwarzmarktpreis. Endlich konnte es los gehen und unser Fahrer gab Gas als wenn der Teufel hinter Ihm her wäre. Nach einigen Schleuder und Bremsaktionen wurde er dann ruhiger zum Glück denn wir wechselten die Gesichtsfarben schon langsam ins grünliche.
Auf und ab ging es auf übelster Straße durch eine wunderschöne Landschaft die wir aber ob der Fahrweise nicht genießen konnten. Auch ein Stop kam nicht infrage da ja unser Fahrer auch wieder am selben Tag zurückwollte.
Endlich mußte unser Fahrer mal austreten und wir konnten die Beine mal bewegen. Dann kam der wildeste Teil der Strecke zahlreiche Bachdurchquerungen mit Kopfgroßen Steinen waren zu meistern. Unser Jeep ächzte kurz vorm Kollaps. Doch auch da kamen wir durch und erreichten am frühen nachmittag Jalalabad. Unser Fahrer setzte uns vor dem vorher ausgesuchten Hotel ab und nachdem wir den Rest Fahrgeld gezahlt hatten brauste er fröhlich davon um mitfahrer für die Rückfahrt zu organisieren. In unserem Hotel lief noch alles ab wie zu sowjetischen Zeiten. Entsprechend war auch das Zimmer. Alles schon etwas herunter gekommen und heißes Wasser gab es auch nur ab und an. Die durchgelegenen Betten konnte ich meinem Rücken nicht antun und schlief auf der Isomatte.
Die Moskitos freuten sich die ganze Nacht und stachen unermüdlich auf jedes Stück freie Haut. Dazu noch unerträgliche Hitze ohne Aircon. An schlafen war da kaum zu denken. Am nächsten Tag fiel dann unsere kirgisiche Simkarte aus die wir in Kochor gekauft und mit 2GB Internetvolumen gebucht hatten. Plötzlich gab es kein Internet mehr.
Nachdem wir den Basar besucht hatten gingen wir in das Büro der Mobilfunkfirma. Es stellte sich heraus das der Mitarbeiter in Kochor uns falsch im System registriert hatte und wir nur unser Guthaben verbrauchten ohne die 2GB. Wir waren sauer und wollten die schon gezahlte Leistung.
Es dauerte 2 h und einige Wutausbrüche sowie 4 Mitarbeiter bis wir endlich unsere Karte aufgeladen bekamen.
Nach diesem Erfolg gönnten wir uns ein ganzes gegrilltes Hähnchen und 1,5 Liter Bier. Die nächste Nacht verbrachte ich dann auf der Isomatte auf dem Balkon da es im Zimmer unerträglich heiß war.
Dann ging es weiter nach Osh. Wir planten 2 gemütliche Tage auf bester Asfaltstrasse zu fahren. Dem war dann auch so und wir kamen gut voran. Einige Anstiege waren zu bewältigen doch es war alles fahrbar. Am Abend war es dann schwierig einen Zeltplatz zu finden war es hier doch stark besiedelt. Endlich kamen wir auf freies Feld und liefen an einem Wassergraben entlang auf ein paar Bäume zu. Dort kam uns schon ein Melonenbauer entgegen der dort sein Feld mit den reifen Früchten bewacht.
Sehr herzlich wurden wir begrüßt und gleich wies er uns einen Platz für unser Zelt zu. Nachdem wir aufgebaut und uns geduscht hatten schenkte er uns noch eine Melone zum Abendessen. Am morgen ließen wir uns Zeit und trockneten unser Zelt in der Sonne bevor wir nach gutem Frühstück die letzte Etappe nach Osh in Angriff nahmen.
Weiter auf gutem Asfalt hatten wir bald die Stadt erreicht und ein ruhig gelegenes und schönes GH fand sich dann auch. Viel zu teuer für die Leistung aber auch hier wird der Tourist wieder abgezockt. Jede Menge Fahrradfahrer treffen sich hier von den verschiedensten Routen und es gab Abends bei Riesenpizzen jede Menge zu erzählen.
Unsere Kirgistanrunde ist nun abgeschlossen und unsere Reise wird weitergehen. Wie und wohin?
Ja das erfahrt ihr im nächsten Eintrag. Aber eines kann ich schon verraten. Es wird eine Überraschung werden.
Bilder gibt es immer noch keine da grottenlangsame Internetverbindung.

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